Dunkle Zeiten für Demokratie und Meinungsfreiheit

Dunkle Zeiten für Demokratie und Meinungsfreiheit

„Ihr habt da was falsch verstanden“, möchte man den Leuten zurufen. Ihr habt Maskenpflicht verordnet bekommen, aber doch nicht vor den Augen.

„Wir haben, selbst dann, wenn die Zeiten am dunkelsten sind, das Recht, etwas Erhellung zu erwarten.“  Hannah Arendt

Was läuft wirklich schief in diesem Land, wenn man so einen Satz nicht mehr am Ende eines Pressetextes schreiben kann. Ein Pressetext, der von den Bemühungen einiger Ladenbesitzer berichtet, die sich zusammentun, um ihren Kunden gemeinsam ein schönes Einkaufserlebnis in der Adventszeit zu bieten. Dunkler könnten die Zeiten für den Einzelhandel kaum sein, als in dieser Vorweihnachtszeit. Nur auf die Solidarität der Kunden setzen und hoffen, dass das Weihnachtsgeschäft nicht gänzlich an den kleinen Geschäften in der Innenstadt vorbeirauscht? Welche Chance haben die kleinen Geschäfte, Herz und Seele der Innenstädte, wenn sie nicht selbst aktiv werden und um Kunden werben? Auf die Politik können sie sich nicht verlassen, in deren Hirne ist noch nicht einmal die Notwendigkeit angekommen, die GAFAs, die Krisengewinnler mit den übermächtigen Internet-Plattformen, angemessen zu besteuern.

Ja, es geht um etwas Erhellung, um die Freude und die Lust am persönlichen Einkaufserlebnis, um das nette Wort, die freundliche Geste, das Zwischenmenschliche. Das gibt es nun mal nur im Laden vor der Haustüre und zwar trotz des Fummels, der dabei im Gesicht getragen werden muss.

Wenn wir in diesen dunklen Zeiten nicht von unserem Recht auf Erhellung Gebrauch machen, wird es uns genommen. Für den einen ist Erhellung die freie Meinung, für den anderen der ganz private, heimelige Weihnachtseinkauf mit Abstand und Maske. Worum es jedem einzelnen in Sachen Demokratie und Freiheit auch geht, es lohnt sich mutig zu sein. Es lohnt sich immer zu kämpfen, auch wenn es sich wie David gegen Goliath anfühlt.

 „Um Gottes Willen, ein Zitat von Hannah Arendt am Ende eines Artikels“ – es könnte sich jemand erzürnen, hochpolitisch, Wasser auf die Mühlen der Querdenker-Bewegung. „Wir haben, selbst dann, wenn die Zeiten am dunkelsten sind, das Recht, etwas Erhellung zu erwarten.“ Dieses Zitat, aus dem Unterbewusstsein ans Ende eines Pressetextes gelangt, trifft ins Schwarze, besonders dieser Tage. Wir sind mittendrin in den dunkelsten Zeiten, wenn niemandem mehr Eigenverantwortung, selbständiges Denken und freie Meinungsäußerung zugetraut wird.

Hannah Arendt kann uns heute noch inspirieren. Als eine der großen politischen Denkerinnen des 20. Jahrhunderts hat sie Adolf Eichmann als überzeugungslosen Technokraten beschrieben, der sich als bloßes Werkzeug seiner Vorgesetzten stilisierte. Organisierte Gedanken- und Verantwortungslosigkeit muss heute nicht mehr ins banal Böse führen. Aber der Weg dahin ist schnell beschritten, wenn der unbedingte Gehorsam wieder salonfähig wird.

Haben wir wirklich das Recht, wenn die Zeiten am dunkelsten sind, etwas Erhellung zu erwarten? Ja, auch wenn es darum geht, sich in der eigenen, weihnachtlich geschmückten Stadt frei zu bewegen. Bleibt die Frage, warum man sich heute vor der möglichen Wirkung des Zitates fürchten sollte. Ist es schon wieder soweit? Der vorausschauende Gehorsam ist wieder salonfähig? Halten wir es doch lieber wie Hannah Arendt, bleiben wir uns und dem „Denken ohne Geländer“ treu. Und das nicht nur zur Vorweihnachtszeit.

Nero fiedelte, als Rom brannte. Trump spielt Golf. Ade Kasperle-Theater, willkommen zurück, demokratische Zivilisation!

Nero fiedelte, als Rom brannte. Trump spielt Golf. Ade Kasperle-Theater, willkommen zurück, demokratische Zivilisation!

Was für eine Erleichterung! Was für ein Theater! Die letzten Züge der US-Wahl lassen Erinnerungen an Streitigkeiten unter Kleinkindern aufkommen. „Ich sehe, dass ich beim Mensch-ärgere-Dich nicht-Spiel rausfliege, also bezichtige ich meine Mitspieler des Betrugs. Und wenn das alles nicht fruchtet „Bäm“, haue ich das Spielbrett vom Tisch.“

Was für ein Abgang! Dabei hätte die Amtszeit von Trump ruhig noch ein bisschen länger dauern können als bis zum 20. Januar 2021, wenn der neue Präsident vereidigt wird.    Gerade hatten wir den Zenit an Peinlichkeiten erreicht, welche der ganzen Welt sichtbar gemacht haben wie absurd dieser Präsident ist. Demaskiert, seine Inszenierung als Widerauferstandener und Gewinner gegen das Corona Virus. Demaskiert, seine gescheiterten Pläne eine Mauer gegen Einwanderer im Land der Eingewanderten zu errichten. Auf grausige weise demaskiert, seine menschenverachtende Grundhaltung gegenüber dem Gesundheitssystem. America first! Unbestritten, mit fast einer viertel Million Toten mit und durch Corona. Die Liste des Versagens ließe sich hier noch beliebig weiterführen.

Bleiben wir lieber beim Positiven, wir Deutsche und Europäer haben den Amerikanern viel zu verdanken. Sie haben geholfen uns vom großen Diktator zu befreien, sie haben uns beschützt, uns wieder eine Vision von der Zukunft gegeben, uns unterhalten, uns gezeigt was Freiheit bedeutet und uns dazu verholfen unsere innere Souveränität wiederzufinden.

In den letzten 4 Jahren jedoch haben wir auf das Geschehen in den USA und auf seinen Präsidenten Trump wie auf einen grausigen Unfall gestarrt. Er hat uns regelmäßig gezeigt, wie bösartiger Narzissmus und die Illusion einer grandiosen Vergangenheit bei verunsicherten Menschen zu einer Art Massenhysterie führen. Er benutzte und beschimpfte die Medien wechselweise – wer sich selbst keine Trump-News Diät verordnete, bekam das Kotzen und trotz aller Witze und Parodien blieb immer ein bitterer Nachgeschmack. Jeder von uns gruselte sich und kaum jemand konnte sich wirklich vorstellen, dass „so einer“ hier in Deutschland möglich wäre. Trump hat uns vorgelebt wie sich auch eine komplexe Gesellschaft, in ständiger Angst gehalten, wieder ins Despotische zurückfallen lässt.

Wenn Menschen, oder Gesellschaften, von andauernder Verängstigung befallen werden, verwandeln sie sich in Zombies. Und gerade jetzt, wo dieses Stückchen Stoff uns in fast allen Bereichen unseres Lebens die Freiheit und den Spaß genommen hat, tritt hinter den Masken die häßliche Fratze der Verängstigung hervor. Sie kann dazu führen, dass wir unsere inneren Verunsicherungen durch Hass und Wut ersetzen. Jede Menge Futter für bösartigen Populismus à la Trump, Putin, Lukaschenko, Kim Jong un und Co.

Die gruselige Unfallstelle „Trump“ wird bis zum 20. Januar geräumt sein. Dann beginnt die eigentliche Arbeit, für die man einen klaren Kopf braucht, erst richtig. Von dem gefährlichen Experiment Trump können wir alle profitieren, hoffentlich nachhaltig. Wir sollten nicht alles glauben, was wir denken. Öfter mal die Glotze ausschalten, raus an die Luft gehen, Maske runter, lächeln, mit anderen Menschen sprechen – das wären erste Schritte in eine bessere Gegenwart. Beziehungen stärken, auch die diplomatischen, holt Amerika hoffentlich wieder zurück ins Boot, welches in eine lebenswerte Zukunft steuern kann.

Stillstand als Chance

Stillstand als Chance

Die Welt führt Krieg. Die Regierungen laufen Amok und enteignen tausende von Menschen. Ganze Industrien, Kulturbetriebe, Reisen, alle nicht überlebensnotwendigen Branchen werden stillgelegt. Ein Virus hat die Kontrolle über unseren Planeten übernommen. Winzig klein, extrem reisefreudig und ohne Unterschiede zwischen arm und reich zu machen, zeigt es der Menschheit wo ihr Platz in der Evolution ist.

Pandemien hatten wir schon öfter, aber so eine, die Schockwellen um den ganzen Globus hätte schicken müssen, gab es zuletzt vor ziemlich genau 100 Jahren. Die Influenza-Pandemie mit dem Namen Spanische Grippe wütete von Januar 1918 bis Dezember 1920 und kostete 50 Millionen Menschen das Leben. Eine Fußnote in der Geschichte des ersten Weltkrieges, man wusste wenig, denn der wahre Auslöser, das Influenzavirus, wurde erst 1933 entdeckt. Heute wissen wir mehr, können uns informieren, eigenverantwortlich handeln und trotzdem warten Viele auf Anweisungen, anstelle den eigenen Kopf zu benutzen.

Wie ernst, wie tödlich, wie raumgreifend Covid-19 noch sein wird, weiß niemand genau. Hier in Deutschland zu leben vergrößert aber die Chance, zu den Überlebenden zu zählen. Aber bitte, bloß keine Panik, lieber mal ein Faktencheck: die außergewöhnlich starke Grippewelle von 2017/18 kostete nach Angaben des Robert-Koch-Institutes allein in Deutschland schätzungsweise 25.100 Menschen das Leben. Erinnert man sich an Schreckensmeldungen von vor 2 Jahren? Gab es gar staatlich verordnete Massenimpfungen oder Sondersendungen rund um die Uhr?

Doch warum schafft Covid-19 plötzlich die Vollbremsung? Politiker beschließen Maßnahmen und lassen die Wirtschaft ins Off laufen. Auszeiten in Sachen Emission, von denen Klimaaktivisten nur zu träumen wagten, werden von heute auf morgen beschlossen. Ein Virus bringt die Politik zum Handeln und verdrängt den todbringenden Klimawandel von der Agenda. Menschenleben kommen vor dem Überleben des Planeten? Stephen Hawking hatte uns geraten, dringend einen Ausweichplaneten zu suchen. ­

Die Hoffnung, dass dieses Virus uns alle zur Besinnung bringen wird und uns auf diese Erde zurückholt ist berechtigt, aber nicht begründet. Jetzt, wo vielen von uns die Lebensgrundlage entzogen wurde, sollen wir von Politik und Staat gerettet werden. Hilfspakete werden gepackt, Schulden dürfen wieder gemacht werden, Rettungsschirme werden aufgespannt. Die Retter, welche 24/7 im Rampenlicht stehen, haben wir vor wenigen Wochen noch als Fußnoten in der Politik angesehen. Jetzt lassen sie sich die Gelegenheit „Geschichte zu schreiben“ nicht entgehen. Wer jedoch einmal Geld vom Sozialstaat gebraucht hat weiß, dass die Hürden hoch sind, es allen Versprechungen zum Trotz niemals unbürokratisch läuft und am Ende kaum genug zum Überleben rumkommt.

Besser, billiger und einfacher wäre Stillstand aller Zahlungsverpflichtungen.

Harry S. Truman, sagte einmal „Es ist erstaunlich was man alles erreichen kann, wenn man sich nicht drum kümmert.“ Wäre Nichtstun nicht mal die beste Lösung? Der totale Stillstand der Ausgaben statt Hoffnung auf Almosen vom Staat? Nicht am nächsten Ersten die Miete überweisen, nicht die Versicherung zahlen, nicht die Steuer überweisen, den Strafzettel liegen lassen, das Pay-TV, die Telekomrechnung, die Gas- und Stromrechnung, die KFZ-Versicherung einfach mal nicht zahlen. Auf Rettungsfonds zu warten, 40-seitige KFW-Anträge zu stellen, staatliche Kredite zu „moderaten Zinsen“ zu beantragen – das bringt den riesig aufgeblähten Wasserkopf der Bürokratie endgültig zum Platzen. Die Corona-Krise ist eine schrecklich gute Gelegenheit für die Einführung des bedingungslosen Grundeinkommens.

Stillstand gibt uns wieder Zeit zum Nachdenken: über geltungssüchtige Politiker, über die Tricks die Lebensmittelindustrie, die uns bequeme Zeitgenossen mit fettreicher Ernährung aus Massentierhaltung, viel Zucker, Zusatzstoffen und ähnlichen Leckereien erst zur Risikogruppe hochgefüttert hat. Wir selbst sind am Drücker die Medien abzuschalten, die mit Corona-Virus Schlagzeilen, Infektions- und Todesraten Panik schüren. Sehen wir doch mal die Fakten: über den ganzen Tag verteilt sterben geschätzte 2000 Menschen über 70 Jahren an Herzinfarkten, allein in Deutschland. Wo bleibt der Aufschrei?

Bisher sind überwiegend Menschen gestorben, die sehr alt waren und aufgrund von Vorerkrankungen ohne die Medizin überhaupt nicht weitergelebt hätten. Dann starben auch einige wenige, die noch eine gute Lebenserwartung vor sich hatten. So etwas kommt vor und muss, wie jede große Naturkatastrophe, hingenommen werden. Zu blöd für die Pharmaindustrie, wenn eine große und einträgliche Kundschaft früher stirbt, die von ihr mit Medikamenten am Leben gehalten wird.

Mit Stillstand hat sich der Mensch schon immer schwergetan. Panik und Angst helfen uns nicht weiter, sie schwächen nur das Immunsystem. Die Allermeisten Menschen sind von diesem Virus so bedroht wie von einer normalen Grippe. Im schlimmsten Fall stirbt die gesamte Risikogruppe, die Pharmaindustrie muss riesige Verluste hinnehmen. Die vor die Wand gefahrene Wirtschaft wird sich nur langsam erholen, was schon auf wackligen Beinen stand wird es nicht mehr geben. Bestenfalls hat die Menschheit eingesehen wie angreifbar sie ist und macht die Erde nicht weiter platt. Am Ende wird der Stillstand, dank Corona-Virus, zu einer klimatischen Erholung beitragen, die mehr Menschenleben rettet, als das Virus ausgelöscht hat. Machen wir das Beste draus.

Tun Sie mal wieder was „außer der Reihe“

Tun Sie mal wieder was „außer der Reihe“

Nackter Wahnsinn. Ein Pfarrer, der sich für aidskranke Kinder in Kapstadt einsetzt. Eine Charity-Veranstaltung, ein Vortrag? „Warum sollte mich das interessieren?“, die Frage stellte ich mir kurz und antworte auf die E-Mail von Alexandra Kloft mit einem knappen „habe genug eigene Probleme. Und: kenne niemanden der spenden möchte.“

Ganz ehrlich: ich kann mich kaum noch an die Zeiten erinnern, als jemand zu meinen Plänen sagte: „Bist Du verrückt?“ Außer vielleicht als ich meinen festen Job kündigte, um mein eigenes Ding zu machen. Aber Fitnessfachwirtin und Initiatorin des Treffens, Alexandra, hakte zum Glück nach und überzeugte mich, diesen „wahnsinnigen“ Pfarrer aus Kapstadt zu treffen, der sein eigenes Ding machte.                                                                                                   Und warum nun nackt? Ich recherchierte und fand heraus, dass Pfarrer Hippler mit nichts, außer einer gehörigen Portion Mut angefangen hatte, gegen Armut und AIDS zu kämpfen. Meine Neugier war geweckt. Ein zwangloser Abend, im kleinen Kreis mit Pfarrer Hippler, dem Mann aus dem Township, aus einer anderen Welt.

Angstfrei gegen Aids – warum der Pfarrer die Sympathie vom Gangsterboss braucht

Der 59-jährige, der sich beim Gastgeber auf der Couch niedergelassen hatte, wirkte auf den ersten Blick wie ein erfolgreicher Geschäftsmann, ein Kosmopolit, nicht wie ein katholischer Pfarrer aus dem Bistum Trier. Von drahtiger Statur, mit wachen, hellblauen Augen und rheinländischen Akzent stand er mitten im Leben. Was für ein Leben – das nötigte allen Gästen diesem Abend höllischen Respekt ab. Pfarrer Hippler, gebürtiger Bitburger, fühlt sich wohl in Kapstadt und hatte dort mit seiner 2001 gegründeten Stiftung HOPE ein Projekt begonnen, das er als „The Whole Child Revolution“ bezeichnet. Er selbst lebt in einem Stadtteil Kapstadts, in dem Menschen unterschiedlichster Nationen und Religionen friedlich zusammenleben.

An seinem Arbeitsplatz, dem Township Blikkiesdorp, ist das nicht der Fall. Armut, Kriminalität, mangelnde Bildung und Aids machen aus diesem Wohnort ein Pulverfaß, wußte Stefan Hippler zu berichten. Er selbst ging als Pfarrer als „soft target“ durch und das nur, wenn er das Township tagsüber besuchte, wenn die Leute nicht betrunken waren oder Bandenmitglieder sich bekriegten. „Die Sympathie des Gangsterboss zu haben war schon die halbe Miete“, wußte Stefan Hippler auf die Frage, ob er Angst um sein eigenes Leben hatte, zu beantworten.

2001 gründete der Pfarrer die HOPE-Stiftung in Kapstadt. Er konnte es nicht länger ertragen Dinge zu sehen und nicht handeln zu können. Von Regierungsseite wurde weggeschaut, Aids war eine Krankheit der Armen, Medikamente aus dem Ausland nicht zugelassen. Tatsache ist, dass in Südafrika 58 Mio. Menschen leben, davon 39 Mio. in Armut und 7,5 Mio. mit Aids. Pfarrer Hippler wollte nicht länger wegschauen, er konfrontierte die Regierung mit Tatsachen, betrieb Aufklärung, erfand die Gesundheitsarbeiter und begann, auf den Grundsätzen der Menschenrechte für die Gesunderhaltung der armen Bevölkerung einzutreten. Seit fast 20 Jahren ist seine Stiftung HOPE Vorreiter, Bindeglied und wissenschaftlicher Partner in den Bereichen Bildung, Gesundheitswesen und Gemeindeentwicklung. Wo die Regierung Verantwortung übernahm, nahm sich die HOPE-Stiftung zurück, um neue Aufgaben zu übernehmen für das Gelingen des Projektes. Hipplers Ansatz „The Whole Child Revolution“ stärkt die Schwächsten der Zivilgesellschaft: die Kinder und Familien, die von HIV, sozialen Herausforderungen und den damit verbundenen schwierigen Lebensumständen betroffen sind. Mit dem Ziel, dass diese Kinder und Familien ihr volles Potential erreichen. Die HOPE-Stiftung behandelte, als Bindeglied zwischen Township und Krankenhaus, mit 38 Mitarbeitern bis zu 161.000 Patienten im Jahr. Die Zahl der mit HIV infizierten Babys konnte von 33% auf 1 % gesenkt werden. Junge Mütter lernen heute wie entscheidend die ersten 1000 Tage für das Leben ihrer Kinder ist.

Kapstadt ist Sitz des südafrikanischen Parlaments und Hauptstadt der Provinz Westkap, hier gründete Stefan Hippler seine Stiftung HOPE Cape Town. Mittlerweile ist HOPE Cape Town auch in den USA vertreten. Der Arbeitsplatz von Pfarrer Hippler in Kapstadt ist das Township Blikkiesdorp in der Nähe des Flughafens, welches zum Township Delft gehört. 20.000 Menschen aus 30 Nationen leben dort in engen Wellblechhütten mit bis zu 15 Personen zusammen. Das Township ist bekannt für seine menschenunwürdigen Lebensumstände, Kriminalität, Drogenhandel und illegaler Waffenbesitz sind an der Tagesordnung.

Seit 2001 hilft die HOPE-Stiftung in den Townships von Kapstadt. Seither ist Pfarrer Hippler bis zu 125 Tage im Jahr in der ganzen Welt unterwegs und nutzt seine Kontakte, um Geld und Unterstützung für die Stiftung zu sammeln.

Mit seinen Mitarbeitern besucht er Familien und deren Kinder im Township. Im Laufe der Jahre hatte er im Containerdorf Blikkiesdorp einen Gemeindegarten, eine Suppenküche, eine Notfallhilfe und eine Gesundheitsfürsorge eingerichtet. HOPE stellt Räumlichkeiten bereit, ermöglicht die Teilnahme an Foren der Zivilgesellschaft, bietet soziale Unterstützung und Fußball als Ausgleich an.

Aids- und Tuberkulosekranke in Südafrika bekommen Geld vom Staat. Fast jede Familie bräuchte deshalb einen Kranken der mithilft, ihr Überleben zu sichern. Die Hope-Stiftung sorgt für die soziale Unterstützung der Kinder und deren Familien. Sie betreibt medizinische Forschung und klinische Unterstützung. In ihrer täglichen Arbeit durchdringt sie das Bewusstsein der südafrikanischen Gesellschaft, engagiert sich für Vorbeugung und sorgt für Aus- und Weiterbildung von Menschen, die ohne HOPE keine lebenswerte Zukunft hätten.

 „Auch wenn Aids in den europäischen Medien nicht mehr so präsent ist, sollten wir die erneute Gefahr einer Pandemie in unserer globalisierten Welt nicht unterschätzen,“ unterstrich Stefan Hippler. AIDS und Tuberkulose treten oft zusammen auf und könnten nicht auf einzelne Regionen in der Welt begrenzt werden. Weil Viren wandlungsfähig und reisefreudig sind, gehörten Aufklärung, Aus- und Weiterbildung unbedingt zu den Zielen der HOPE-Stiftung. Auch wenn z.B. Ex-Fifa-Chef Sepp Blatter bei der Fußball WM 2010 wegschaute, Schulen schließen ließ und damit unzähligen Kindern die einzige Mahlzeit des Tages verwehrte, so hatten sich viele Persönlichkeiten für die HOPE-Stiftung bereits stark gemacht. Allen voran der frühere Staatspräsident Nelson Mandela, Angela Merkel, Joschka Fischer, Harry Belafonte u.v.m.

Ich bedanke mich bei Stefan Hippler für Einblicke in eine südafrikanische Lebenswelt, die für uns Europäer schwer vorstellbar bis beängstigend ist. Wie alle teilen dieselbe Erde. Geben wir es also auf, in einer globalisierten Welt die Augen vor Aids und den daraus entstehenden Problemen zu verschließen.

Porträt Pfarrer Hippler:

http://www.hinter-dem-horizont.net/themen/stefan_hippler.htm

Sponsorenclip:

Hope-Stiftung: https://www.hopecapetown.com

Willkommen in B-Schissen!

Willkommen in B-Schissen!

Vorsicht vor kleinen Machthabern und Schmeichlern, die nur ihre eigenen Interessen verfolgen.

In der Schule war es der kleine, rothaarige Herr L., der als Mathelehrer die Macht hatte, sich auch als Sportlehrer zur gefürchtesten Person des Lehrerkollegiums zu machen. Drückte er einem in Mathe mit einem süffisanten Lächeln eine 4 Minus rein, so konnte er, besonders uns Mädels in der Achten, auch noch bei den Bundesjugendspielen das Fürchten lehren. Er starrte uns grundsätzlich auf dem Sportplatz auf die Brüste und kommentierte, was er sah, mit sexistischen Sprüchen. Zu dumm, entweder waren wir Mädchen noch zu gut erzogen oder wir waren uns einfach nicht unserer Überlegenheit bewusst, diesen kleinen rothaarigen Gnom auflaufen zu lassen. Er hatte es immer mit unseren Brüsten, die sich an diesen kühlen Morgen beim Sportunterricht unter den dünnen T-Shirts abzeichneten. Wir schämten uns, fühlten uns wie der letzte Dreck oder fühlen uns einfach hässlich und peinlich. Es dauerte lange bis sich daran etwas änderte. Den nächsten kleinen, rothaarigen Unterdrücker hatte ich viel später als Vorgesetzten in einer Werbeagentur. Berhard G. Ich war jetzt erwachsen und wollte zu den Kreativen gehören. Bernhard G. war die Hürde, die es zu nehmen galt. Zum Glück hatte er narzistische Züge und ein explosives Gemüt, sodass er mir zwar an die Schulter fasste, es jedoch nie weiter kam. Sein aufbrausendes Gemüt war es, mit dem er sich schließlich selbst aus der Firma und mir aus dem Weg räumte. Die Bahn war frei für meinen ersten Alleingang, einen Werbefilmdreh. Seither ist viel Zeit vergangen, ich bin selbstständig und glaubte schon, dass sich b-schissen fühlen der Vergangenheit angehören würde. Schließlich hatte ich die freie Wahl mit wem ich arbeiten wollte. Das ich diesen Glauben nicht lebte, wusste ich, als ich hinunter in seine Knopfaugen blickte. Pedro S. das PataNegra-Schwein. Start-up in Zwergengestalt. Ein stolzer Stöpsel vom äußersten Rand der Iberischen Halbinsel. Potentieller neuer Kunde. Ich hatte gerade Kapazität und scheinbar Lust auf einen Blick in den Abgrund. Ich nahm also die Aufgabe an, bereute es aber sogleich als ich folgenden Satz hörte: „Ich gebe Ihnen gerne den Schinken. Aber später, Frau Blaa — ähm – gert, hole ich mir immer das Schwein“. Schwein stand dann wohl auch in meinen Augen als ich ihn das sagen hörte. Abscheu stand mir im Gesicht, Ekel krümmte meinen Magen, doch der Kopf meldete „Du brauchst den Kunden!“ „Wirklich so sehr?“, sollte ich mich fragen.
Zum Glück finde ich mich selten an dem Ort angekommen, den man getrost B-Schissen nennen darf. Doch es kommt vor und irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass sich diese Ausflüge nach B-Schissen wieder häufen. Da ruft mich ein bekannter Agenturbesitzer an, um mich für eine Webseite anzuheuern, die maximal soviel Kosten darf, wie ein Spesenessen, das er sich mit seinen Geschäftsfreunden gönnt. Immer geschickt Schuldgefühle bei mir erzeugend, welches unternehmerische Risiko er tragen würde im Gegensatz zu mir. Wieso trage ich eigentlich kein Risiko? Ich bin schließlich Soloistin. Und (die fetteste Lüge ever!): nach diesem Job würden ja noch soviele Webseiten folgen, dass sich das für mich rechnen würde. Oder: man vertut einen kompletten, heißen Sommertag damit, dem Boss eines familiengeführten Unternehmens am Rhein zu lauschen, wie toll er ist. Nun sollte ich auf seine gekritzelten Notizen hin erraten, wie er sich seinen Webauftritt vorstellte. Die Gesichter seiner Mitarbeiter bei der Werksbesichtigung riefen mir stumm zu „Lauf!“ Am Ende war der Webtext sein Werk und der Slogan, den er für seine Firma erwählte hat sein Eigentum, für das er nur Kleingeld übrig hatte. Mein Vorschlag wurde, in abgewandelter Form, sein Motto für unsere Zusammenarbeit: „Ich biege alles für mich hin.“

So süß und verführerisch Rachegelüste auch sind, sich machen sich nicht bezahlt. Und sie zahlen auch keine offenen Rechnungen. Stattdessen zehren sie die restliche positive Energie mit negativen Gefühlen auf und hinterlassen ein Gefühl der Machtlosigkeit. Um nicht länger Machtpolitik betreiben zu müssen, hatte ich mich letztendlich selbstständig gemacht. Heute sage ich mir: „Vergib ihnen, bleib Herrin der Lage und rege Dich nicht auf.“ Es gibt immer etwas zu retten, auch wenn es nicht die uneinbringlichen Außenstände sind.
Manchmal reichen schon ein paar Zeilen aus, adressiert an die Person, die mich nach B-Schissen geschickt hat: „Vielen Dank. Habe versucht, meine Unkosten abzurechnen und dabei ist mir klar geworden, dass es Ihnen schwer fallen wird, sich an unsere Vereinbarung zu halten. Werde bei unserem nächsten Treffen, zusammen mit ihren anderen Zulieferern versuchen, eine Benefizveranstaltung für Sie zu organisieren.“
Ideen für elegante Rachemomente hätte ich genug, schließlich lebe ich von meiner Kreativität. Schon das lindert meinen Ärger. Mir reicht es, das sich weiß, ich könnte wenn ich nur wollte.

Foto: M. Blackert

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